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Fernsehen für Erfolgsmenschen, Senkrechtstarter, Glückspilze und ... Pechvögel
Im Bildungskanal BR-alpha:
Mittwoch, 2. Mai, um 21.00 Uhr
Get up - Titelstory

Thomas Poppe ist Grundlagenentwickler bei Siemens. Den Großteil seiner Arbeitszeit verbringt er aber zu Hause eingeloggt in das firmeninterne Netz, im engen Kontakt mit den Kollegen über Telefon und E-Mail. Thomas Poppe ist Teleworker - Grund dafür ist Paul, der eben möglichst viel Zeit mit seinem Vater verbringen will. Ohne Telearbeit wäre das Familienleben weitaus komplizierter. Einer der Eltern müßte eine Zeitlang raus aus dem Beruf. Doch wie viele Teleworker will Thomas Poppe nicht völlig auf den persönlichen Kontakt zu den Kollegen verzichten ein- bis zweimal die Woche fährt er ins Büro, um Projekte zu besprechen und zu erfahren, was es Neues in der Firma gibt. Und immer mehr Unternehmen wie BMW, IBM, Banken und Versicherungen bieten Telearbeit an, um Hochqualifizierten Interessante Arbeitsplätze zu bieten. Erst mit der Industrialisierung begann die strikte Trennung von Arbeitsplatz und Wohnung. Die Menschen gingen zu den Maschinen. Mit Heimarbeit war meistens nur ein Zubrot zu verdienen - schlecht bezahlte, einfache Arbeit, oft ohne soziale Absicherung und ohne Aufstiegschancen. Qualifizierte Aufgaben konnten erst mit Beginn des digitalen Zeitalters in den siebziger Jahren in den eigenen vier Wänden erledigt werden. Doch die Idee, dass die Arbeit zum Menschen kommt, setzte sich nur langsam durch. In den neunziger Jahren entdeckte die Politik das Thema mit staatlich geförderten Telezentren sollten in strukturschwachen Regionen neue Arbeitsplätze entstehen. Das Konzept war aber nur teilweise erfolgreich.

Erst seit wenigen Jahren erproben Unternehmen verschiedene Telearbeitskonzepte. Neue Kommunikationstechniken machen mobil und fordern mehr Flexibilität in der Arbeitsorganisation. Es zeigt sich aber, dass sich Telearbeit vor allem in den Ballungszentren abspielt und stark von hochqualifizierten Spezialisten genutzt wird. Selbst führende Mitarbeiter leiten ihr Team teils vom Büro, teils von zu Hause aus. Studien zeigen: Teleworker sind extrem motiviert und arbeiten um bis zu 20 Prozent produktiver.

Wer aber weitgehend zu Hause arbeitet, verliert schnell den Kontakt zu den Kollegen und damit auch seine Bindung an das Unternehmen. Funktionierende Teams sind für das Betriebsklima jedoch sehr wichtig, deshalb entlassen die meisten Firmen nur langjährige Mitarbeiter aus dem Büroalltag.

Zahlen über Telearbeit in Deutschland gibt es nicht. Die Angaben schwanken zwischen zweihunderttausend und 2 Millionen, je nach Definition. Offene und flexible Arbeitsformen werden aber immer wichtiger. Mit allen Vor- und Nachteilen.

© Bayerischer Rundfunk 2000

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